Bewohner*innen verlieren ihr Zuhause

25.07.2024

Teilbetriebsschließung bei Korian in Oberursel – Bewohner*innen verlieren ihr Zuhause

Im Pflegeheim Haus Altkönig in Oberursel findet derzeit eine groß angelegte Umzugsaktion statt, die gravierende Folgen sowohl für die Bewohnerinnen und Bewohner als auch für die Beschäftigten hat. Haus Altkönig ist ein Wohn- und Pflegeheim für Menschen mit chronisch seelischer Erkrankung. Als solches ist es eine eigene Betriebsgesellschaft der KORIAN Gruppe mit Sitz in München. Der europaweit privat agierende Pflegeheimbetreiber beschloss nun, das jahrzehntelang funktionierende und lukrative Wohn- und Versorgungssystem zu zerschlagen. Anlass hierfür ist ein Bauschaden in einem Teilbereich der Einrichtung, der laut Konzernleitung nicht im laufenden Betrieb behoben werden kann. In der Folge finden großräumig angelegte Umzugsaktionen statt. Betroffen hiervon sind an erster Stelle die Bewohner der Pflegeeinrichtung, die zum Teil seit Jahrzehnten in familiärer Verbundenheit miteinander leben. Betreuer*innen und Angehörigen wurde von der Geschäftsleitung vermittelt, die Umzüge seien erforderlich. Einige glaubten dieser Aussage und fügten sich. Die so erlangte Zustimmung zum Umzug wird jetzt von Seiten der Geschäftsleitung als freiwillige Entscheidung zum Umzug bezeichnet. ver.di hegt Zweifel an der Notwendigkeit des Umzugs. Die zuständige Gewerkschaftssekretärin Anette Hergl: „Der beklagte Bauschaden ist offenbar nicht einmal attestiert. Es finden keine Reparaturarbeiten statt. Außer dass ein Loch in die Wand geschlagen wurde, ist bisher nichts passiert. Deshalb vermuten wir, dass hier lediglich ein Vorwand geschaffen wurde, um diesen Teil des Gebäudes zu schließen und die Pflege der behinderten Bewohner zu beenden.“

Nicht alle Bewohner und Bewohnerinnen können, wie angestrebt, in einen anderen Betrieb in Frankfurt verlegt werden. Die Betriebsratsvorsitzende Sabine Weidenfeld: „Das Besondere an der Einrichtung in Oberursel ist das einzigartige Betreuungskonzept für Menschen mit seelischer Beeinträchtigung. Die individuelle Unterstützung und Pflege dieser besonderen Personengruppe erfordert spezielle Fachkenntnisse und Sensibilität, die nicht in jeder Pflegeeinrichtung gewährleistet werden kann.“ ver.di kritisiert, dass durch die Verlegungen in andere Einrichtungen der Korian Gruppe zwar offensichtlich Lücken in den Einrichtungen geschlossen werden können, jedoch das speziell für seelisch kranke Menschen entwickelte Konzept außer Acht gelassen wird.

Als weitere Folge dieser Entscheidung sind die langjährig im Haus Altkönig Beschäftigten betroffen. „Wer einer Versetzung nicht zustimmt oder aufgrund des weiteren Fahrtwegs nicht zustimmen kann, sieht sich indirekt vom Verlust seines Arbeitsplatzes bedroht. Die Unsicherheit im Unternehmen ist groß, der Zustand unhaltbar“, so die Gewerkschaftssekretärin Anette Hergl. Der Betriebsrat hatte das Unternehmen aufgefordert, in Verhandlungen über einen Sozialplan einzutreten. Das Unternehmen lehnte ab. Der Betriebsrat klagte vor dem Arbeitsgericht und bekam Recht. Für morgen, 25.7. ist nun eine erste Verhandlung mit der Geschäftsführung über einen Sozialplan anberaumt. Es geht um zirka 40 Bewohnerinnen und Bewohner und um knapp 30 Beschäftigte.